Über das Auswendig lernen

Auswendig lernen

Unter Auswendig lernen wird allgemein eine Art des Lernens verstanden. Der Schüler nimmt dabei Texte, Zahlen, Tänze, Schachpartien oder andere memorierbare Dinge in sein Gedächtnis auf. Das Ziel ist es, das Eingeprägte so wiederzugeben, wie es im Original vorliegt. Auswendig lernen, dass auch Memorieren genannt wird, wird immer mit Absicht gemacht. Erfolgt es ohne Absicht geschehen, wird von einem impliziten Lernen gesprochen. Mit dem Aufkommen der Reformpädagogik wird zwischen Auswendig lernen und dem Verständnislernen unterschieden. Dem Auswendig lernen wird nachgesagt, dass es kein geistiges Begreifen des Lernstoffes nötig hat. Das wird aber bezweifelt, da eine geistige Beschäftigung mit dem zu lernenden Themen auch beim Auswendig lernen geschieht. Auswendig lernen ist im pädagogischen und im kulturellen wichtig.

Im Bereich Pädagogik

Anfang des zwanzigsten Jahrhundert zeigten psychologische Experimente, dass das Memorieren einen messbaren Nutzen für Schüler hat, wenn sie sich Dinge merken wollen, die ihnen auch vom Inhalt her geläufig sind. Dabei ist es egal, ob der Inhalt sinnvoll oder sinnlos ist. US-Psychologen wiesen nach, dass es für Collegestudenten in den naturwissenschaftlichen Fächern besser ist, die Lerntexte durchzuarbeiten und zu memorieren als etwa durch die Concept-Map-Technik zu lernen. Andere Methoden haben sich dagegen als effizienter erwiesen, wenn das Wissensgebiet völlig neu ist. In der schulischen Reformdebatte war es wichtig, dass die Schüler den Schulstoff verstehen und begreifen sollten. Von Humboldt, der persönlich das Auswendig lernen von Gedichten schätzte, bestand in seiner preußischen Schulreform von 1809 auf dem Verstehen des Schulstoffs. Viele große Pädagogen wie Rousseau oder Pestalozzi waren Feinde des Auswendig lernens.

Im religiösen und kulturellen Bereich

In allen drei großen monotheistischen Weltreligionen werden religiöse Texte durch Memorieren gelernt. Von den nichtmonotheistischen Religionen ist vor allem der Buddhismus zu nennen. Auch hier ist das Auswendig lernen von Texten wichtig. Auswendig lernen in der Musik erlaubt es den Interpreten unbehindert vom Notenblatt zu spielen. Das Memorieren ist auch wichtig, um Texte, die nicht Unbefugten zugänglich werden sollen oder die verboten sind, weiter zu geben. In diktatorische Gesellschaftssystemen werden so die Texte verbotener Schriftsteller gerettet.